Mir glaubt doch eh keiner !?






Mir glaubt doch eh keiner!?

Das denken viele, die Missbrauch erlebt haben. 
Du vielleicht auch.


Ich erzähle dir mal, wie es für mich war. 
Vielleicht kommt dir davon etwas bekannt vor.
Ich erzähle es dir, damit du verstehst, du bist nicht allein.
Du kannst dich befreien.



Ich habe mich so geschämt. 

15 Jahre war ich damals,
hatte zum ersten Mal mit gesenktem Blick 
meiner Freundin davon erzählt, 
als gerade zufällig 
ein Bericht im Radio lief.

Alles, was ich damals heraus bekam, war:

"Das ist mir auch passiert."

Meine Freundin war sprachlos.
Sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte.

Na - und ich erst!

Ich erinnere mich daran, dass es ein komisches Gefühl war.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte Angst.
Angst vor Ablehnung.
Angst, sie könnte mir nicht glauben.
Angst, sie könne mich auslachen.

Das, was ich schon so viele Jahre nicht hatte aussprechen können,
hatte ich auf einmal gesagt.
Das war ein riesiger Schritt. 
Gewaltig.

Das ist mir auch passiert.

Und jetzt war es in der Welt.
Es war nicht mehr nur "in mir".

Dieses Geheimnis hatte ich gehütet, seitdem ich 6 war.
Weil ja die Familie nicht kaputt gehen durfte.
Weil ich Angst davor hatte, sie 
- meine Mutter und mein Stiefvater - 
würden mich ins Heim stecken.

Das sagte meine Mutter damals oft so.
"Wenn du nicht artig bist, dann kommst du ins Heim."

Als 6-Jährige glaubst du das.
Und mein Stiefvater hat mir auch damit gedroht. 
Wo sollte ich denn hin?

Wir hatten keine Freunde, 
zu denen ich hätte gehen können.
Wer hätte mir geglaubt?
Und ich habe mich geschämt. 
Und ich hatte keine Worte für all das, 
was geschehen war.

Was kann ich sagen, 
wenn es keine Worte dafür gibt?

Wer sollte mir glauben?
Wer verstehen?

Diesen Gedanken habe ich 
bis zu dem Tag mit dem Radio 
so oft gedacht.

Was hätte ich sagen sollen?
Und wie?
Mit zugeschnürter Kehle und der Angst,
an dem Gesagten zu ersticken.
Zu zerbrechen.
Endgültig.

Mein Stiefvater geht mit mir in den Heizungskeller.
Mehrmals in der Woche.
Meistens, wenn meine Mutter beim Einkaufen ist.
Dann muss ich ihn mit der Hand befriedigen.
Oder er legt sich auf mich. 
...

Wie sagst du so etwas als Kind?

Selbst als Erwachsene fällt es mir schwer.

Das Kind versteht nicht, was geschieht.
Es spürt nur, 
wie es verschwindet.
Um zu weiter zu leben.
Irgendwie. 
Um zu überleben.

Und dann war da dieser Hass 
in unserer Familie.
Jeden Tag Streit.
Untereinander.
Mit den Nachbarn.

Oft kam die Polizei.
Sogar mit der gab es Streit.
Auch dafür habe ich mich geschämt.


Meine Mutter 
hat mich gehasst. 
Sie muss mich gehasst haben.
Als Kind.
So dachte ich.

Sie schlug mich oft.
Für Kleinigkeiten.
Zu spät nach Hause gekommen. 
Prügel.
Die Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht. 
Prügel.

Verbote,
Streit,
Gewalt.

Wem hätte ich etwas sagen können?

Vertrauen.
Was ist das?
Wie geht das?

Nichts hätte ich gesagt.
Ihr nicht.
Niemandem.
Niemals.
Vertrauen?
Pah!
 
Also sitze ich fest. 
In meinem Gefängnis aus Scham,
Schuld.
Gewalt.
Demütigung.

---------------- So war es damals ------------ 

Heute sehe ich so aus:


Zeit verging.
Lösungen kamen.
Ein langer Weg begann.
Mein Weg in die Freiheit.

Ein guter Weg.
Der gelingt mit vertrauten Menschen.
Mit Liebe.
Mit Verständnis.
Mit einer Hand, die deine hält. 
Du wirst nicht untergehen.
Du wirst heilen.

Und:
Es gelingt nicht gut allein.
Es gelingt im Miteinander.


Wir sind gern für dich da.
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