Jetzt können es alle sehen - Lügde ist nur der Anfang



Täglich gelangen Geschichten über den schlimmsten Terror für Kinder ans Tageslicht, den es gibt. Sexueller Missbrauch - ein Kapitalverbrechen an Körper und Seele von Kindern. Die Betroffenen erholen sich nur langsam davon. Meist werden die Fälle nicht zur Anzeige gebracht - die Frage nach den Beweisen steht im Raum.

Wie kann es sein, dass aktuell so viele Fälle bekannt werden?

Meiner Meinung nach liegt es nicht daran, dass die Fälle vorher nicht existiert hätten.
1 Million Opfer jedes Jahr, 1 Million Kinder werden jedes Jahr missbraucht, so lautet eine aktuelle Statistik.

Pro Schulklasse finden sich 2 bis 4 Betroffene.
Mein Anliegen ist es, für diese Menschen hilfreiche Anlaufstellen - unkompliziert und vertraulich - zu bieten. Damit sie sich trauen. Sich zu zeigen, mit dem was ist.

Die Betroffenen schämen sich. Schämen müssten sich die Täter und die Mitttäter, diejenigen, die wegschauen. Diejenigen, die geschehen lassen.

Offenbar ist die Zeit nun reif, dass immer mehr Menschen den Mut fassen, sich gegen Verletzungen und Demütigungen zur Wehr zur setzen. Verletzungen an Körper und Seele. Und das ist gut und richtig so.

Und genau so können wir auch allen Betroffenen helfen:
Hinschauen, sprechen, Zivilcourage zeigen. Nicht aufgeben.
Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, auch für Eltern, die Verdachtsmomente hegen, Unterstützung zu erfahren. Selbst wenn es Beweise gibt - scheint die Justiz oft handlungsunfähig. Für die Betroffenen wirkt das oft wie handlungsunwillig.

Sexueller Missbrauch kann jedoch nur geschehen, wenn wir schweigen.
Er geschieht im Verborgenen.
Weil die Betroffenen eingeschüchtert werden.
"Dir glaubt sowieso keiner. Du bist ja schließlich ein Kind".

Weil die Betroffenen eingeschüchtert werden:
"Wir kriegen dich - und deine Eltern auch. Wir machen euch fertig".

Auch in meiner Beratung erfahre ich immer wieder von Frauen, Müttern, Jugendlichen, wie sie sexuelle Gewalt erfahren haben.

Die Tat selbst ist das eine, was schwer zu verkraften ist. Die Mit-Tat im Anschluss das andere.
So wurde einer 15-jährigen nach einer Vergewaltigung durch vier Stadtbekannte Gewalttäter immer wieder dieser Satz entgegen gebracht:

"Das hat sie ja selbst zu verantworten. Wie die immer rumgelaufen ist."

Nein!
Um es ganz klar zu sagen: Das ist nicht nur aktiver Täterschutz, das ist eine Form von Mittäterschaft.

Wie schlimm ist es für ein junges Mädchen, eine Vergewaltigung zu erleben.
Und um wie viel Schlimmer sind Sätze, die dann eine Mitschuld suggerieren.

Niemand, kein Mensch hat das Recht, das Leben eines Menschen zu zerstören. Und genau das passiert hier.

Was soll denn hier bitte gerechtfertigt sein?
Was ist los mit uns Menschen? Wo haben wir unser Mitgefühl verloren?

Mich entsetzt und erschüttert eine solche menschenunwürdige Haltung. Als würden die Zaungäste der Vergewaltigung hier noch einmal nachtreten.

Es ist Zeit aufzustehen. Gegen jede Form von Gewalt.
Gegen Demütigungen.
Gegen Verbrechen von Menschen an Menschen.
Gegen Verbrechen an unseren Kindern.

Was wir brauchen, ist Mitgefühl und Mut! Was wir brauchen ist im Kern - Liebe.

Indem wir uns trauen, zu benennen, was wir wahrnehmen. Anstatt zu verurteilen.

Was können wir tun, um unsere Kinder zu schützen?

In einem ersten Schritt dürfen wir wieder lernen, unserer Wahrnehmung zu vertrauen.
Im Nachgang der Untersuchungen fällt oft der Satz von Nachbarn oder Vertrauten:
"Ich hatte schon immer so ein komisches Gefühl..."

In einem zweiten Schritt können wir unseren Verdacht vertraulich dort äußern, wo uns zugehört wird.
Das bedeutet nicht, dass wir mit jedem Verdacht zur Polizei gehen müssen. Davor haben viele Menschen Angst, das weiß ich.

Natürlich herrscht eine große Angst davor, Menschen als Täter abzustempeln. Und während wir noch grübeln, werden mehr und mehr Kinder Opfer sexueller Gewalt.

Aufklärung und Vertrauliche Ansprechpartner

Was in Lügde gerade an die Öffentlichkeit kommt, entsetzt viele Menschen. Zum Glück.

Hier wurden Kinder jahrelang missbraucht.
Dass Ihre Seelen stark beschädigt sind und lange brauchen werden, um zu heilen. Das dürfte jedem klar sein.

Was jedoch noch wichtiger ist - ist den Betroffenen jetzt eine Hand zu reichen.
Hier versagt die Justiz offenbar. Ob zufällig oder gezielt - das möchte ich hier nicht werten.

Jedes Kind, jede Mutter, jeder Vater - auch Lehrer, Ärzte, Erzieher, Sportlehrer, die einen Verdacht hegen, brauchen vor allem kompetente Ansprechpartner, mit denen sie ihren Verdacht besprechen können.

Und betroffene Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene brauchen vertraulich handelnde Zuhörer. Menschen, die ihnen glauben.

Das können Therapeuten sein, das können Fachleute in Einrichtungen wie der AWO oder Caritas oder dem Kinderschutzbund sein.



Auch auf meiner Facebook-Seite könnt ihr Hilfe erfragen:
MitMenschlichkeit - Initiative für Kinder in Deutschland e.V.

Wir erhalten Unterstützung aus einem Netzwerk der Stiftung It's for Kids.
Finanziell und fachlich. In diesem riesigen bundesweiten Gefüge können wir auf Menschen zugreifen, die erfahren sind und dir und euch weiter helfen können.

Mein Tipp - ganz gleich, wo du Hilfe suchst:
Vertrau deinem Bauchgefühl. Vertraust du dem Menschen, mit dem du sprichst? Fühlst du dich sicher und gut aufgehoben? Dann ist es gut.

Oder wird von dir verlangt, dass du nichts weiter erzählen sollst oder darfst?
Fühlt sich irgendetwas komisch an - geh' woanders hin.

Bei Fragen - melde dich bei uns über facebook
oder direkt auch über
www.its-for-kids.de

Gemeinsam hinschauen - gemeinsam stark gegen Kindes-Missbrauch!

Eure
Ruth






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